Sitzung: 12.11.2007 Kreistag
Beschluss: Kenntnis genommen
Anfrage der FDP-Fraktion:
In Zusammenhang mit einem Bericht in der FAZ vom 8.08.2007 (s. Anlage) bitten wir um Beantwortung der nachstehenden Fragen:
1. Wie lang ist die durchschnittliche Behandlungszeit akuter Herzinfarktpatienten im Landkreis DADI von der Alarmierung des Notarztes bis zur Behandlung zur Wiederherstellung des Blutflusses in einem Katheter-Labor?
Vor ca. drei
Jahren haben sich die Notärzte in den Rettungsdienstbereichen Darmstadt und
Dieburg auf ein Vorgehen bei akutem Koronarsyndrom geeinigt. Kurz darauf wurde
dieses Konzept überregional in Südhessen vorgestellt. Ziel war es, Patienten
mit Infarktverdacht möglichst rasch einer perkutanen Gefäßöffnung zuzuführen.
Für die
Bereiche, für die Aschaffenburg näher liegt, wurde mit dem Klinikum
Aschaffenburg vereinbart, dass Notfallpatienten ungeachtet kommunaler
Zuständigkeiten und Grenzen in der schneller erreichbaren Klinik versorgt
werden sollen. Im Umkreis von 50 km stehen im Klinikum Darmstadt, Alicehospital
Darmstadt, Klinikum Aschaffenburg, in der Asklepios-Klinik Langen und im
Klinikum Offenbach Herzkathetermessplätze zur Verfügung, so dass es keine
Probleme gibt, Patienten kurzfristig zur Behandlung unterzubringen.
Im
Rettungsdienstbereich Dieburg vergehen von der Alarmierung durch die Zentrale
Leitstelle bis zur Übergabe in der weiterbehandelnden Klinik im Durchschnitt 60
Minuten.
Im
Rettungsdienstbereich Darmstadt werden aktuelle Zahlen (Alarmierung des
Notarztes bis Aufnahme Klinik bzw. Katheterlabor) zurzeit anhand von
„Rückmeldezahlen“ ausgewertet. Im Ergebnis ist allerdings klar, dass Patienten
mit akutem Koronarsyndrom im Rettungsdienstbereich Darmstadt wegen der größeren
Nähe zu den Kliniken noch schneller behandelt werden können als im
Rettungsdienstbereich Dieburg.
Bei Patienten,
bei denen der akute Herzinfarkt während der Behandlung in der Abteilung Innere
Medizin im Kreiskrankenhaus Groß-Umstadt diagnostiziert wird, wird sofort Kontakt mit dem Klinikum
Darmstadt oder der Asklepios-Klinik Langen aufgenommen und eine umgehende
Übernahme in die Wege geleitet. Hier beträgt die Zeit von der Diagnose bis zur
Übergabe im Durchschnitt 60 Minuten.
Würde man nach
den Vorschriften des Hess. Rettungsdienstgesetzes vorgehen, müsste in einem
solchen Fall ein Verlegungstransport mit dem in Frankfurt stationierten
Verlegungs-NAW angefordert werden, dessen Einsatzbereitschaft jedoch bereits
mit erheblichen Wartezeiten verbunden ist. Der vor Ort stationierte Notarzt
darf einen solchen Verlegungstransport nur in besonderen Ausnahmefällen
durchführen, die ausführlich schriftlich begründet werden müssen. Die
Zeitspannen wären in einem solchen Fall deutlich zu lange. Deshalb wird die
Transportbegleitung durch einen Arzt des Kreiskrankenhauses Groß-Umstadt
durchgeführt, obwohl diese Vorgehensweise nicht über das Budget finanziert ist.
2. Welche Möglichkeiten sieht der Kreisausschuss, in Zusammenarbeit mit der Stadt Darmstadt sowie den benachbarten Landkreisen, eine schrittweise schnellere Notversorgung von Patienten mit akutem Herzinfarkt zu erreichen mit dem Ziel, alle Notfälle aus einer Umgebung von 50 km entsprechend dem beiliegend beschriebenen „Modell Hildesheim“ innerhalb von spätestens 90 Minuten zu behandeln?
Auf Vorschlag
von Prof. Werner, Leiter des Institutes für Notfallmedizin und Direktor der I.
Med. Klinik, Klinikum Darmstadt, wurde am 17.09.2007 beschlossen, im Rahmen des
Qualitätsmanagements am „Modell Hildesheim“ teilzunehmen, um sich einen
Überblick nicht nur über die wichtige Zeitspanne von Alarmierung bis Aufnahme
in einem Herzkatheterlabor, sondern über den – für den Patienten
entscheidenderen – Zeitbedarf bis zur
Gefäßöffnung zu verschaffen.
Erste aussagefähige
Zahlen werden in ca. sieben bis acht Monaten erwartet.
Ansonsten wird
wegen der hohen Anzahl von Herzkathetermessplätzen in unmittelbarer Nähe und
wegen des hohen Ausbildungsstandes des eingesetzten Personals sowie der
umfassenden Organisation im Landkreis derzeit kein Handlungsbedarf gesehen.
Für die Beantwortung
der Anfrage sind Personalkosten in Höhe von 198,90 Euro entstanden.