Beschluss: Kenntnis genommen

Anfrage der FDP-Fraktion:

 

In Zusammenhang mit einem Bericht in der FAZ vom 8.08.2007 (s. Anlage) bitten wir um Beantwortung der nachstehenden Fragen:

 

1.                  Wie lang ist die durchschnittliche Behandlungszeit akuter Herzinfarktpatienten im Landkreis DADI von der Alarmierung des Notarztes bis zur Behandlung zur Wiederherstellung des Blutflusses in einem Katheter-Labor?

 

Vor ca. drei Jahren haben sich die Notärzte in den Rettungsdienstbereichen Darmstadt und Dieburg auf ein Vorgehen bei akutem Koronarsyndrom geeinigt. Kurz darauf wurde dieses Konzept überregional in Südhessen vorgestellt. Ziel war es, Patienten mit Infarktverdacht möglichst rasch einer perkutanen Gefäßöffnung zuzuführen.

 

Für die Bereiche, für die Aschaffenburg näher liegt, wurde mit dem Klinikum Aschaffenburg vereinbart, dass Notfallpatienten ungeachtet kommunaler Zuständigkeiten und Grenzen in der schneller erreichbaren Klinik versorgt werden sollen. Im Umkreis von 50 km stehen im Klinikum Darmstadt, Alicehospital Darmstadt, Klinikum Aschaffenburg, in der Asklepios-Klinik Langen und im Klinikum Offenbach Herzkathetermessplätze zur Verfügung, so dass es keine Probleme gibt, Patienten kurzfristig zur Behandlung unterzubringen.

 

Im Rettungsdienstbereich Dieburg vergehen von der Alarmierung durch die Zentrale Leitstelle bis zur Übergabe in der weiterbehandelnden Klinik im Durchschnitt 60 Minuten.

 

Im Rettungsdienstbereich Darmstadt werden aktuelle Zahlen (Alarmierung des Notarztes bis Aufnahme Klinik bzw. Katheterlabor) zurzeit anhand von „Rückmeldezahlen“ ausgewertet. Im Ergebnis ist allerdings klar, dass Patienten mit akutem Koronarsyndrom im Rettungsdienstbereich Darmstadt wegen der größeren Nähe zu den Kliniken noch schneller behandelt werden können als im Rettungsdienstbereich Dieburg.

 

Bei Patienten, bei denen der akute Herzinfarkt während der Behandlung in der Abteilung Innere Medizin im Kreiskrankenhaus Groß-Umstadt diagnostiziert  wird, wird sofort Kontakt mit dem Klinikum Darmstadt oder der Asklepios-Klinik Langen aufgenommen und eine umgehende Übernahme in die Wege geleitet. Hier beträgt die Zeit von der Diagnose bis zur Übergabe im Durchschnitt 60 Minuten.

 

Würde man nach den Vorschriften des Hess. Rettungsdienstgesetzes vorgehen, müsste in einem solchen Fall ein Verlegungstransport mit dem in Frankfurt stationierten Verlegungs-NAW angefordert werden, dessen Einsatzbereitschaft jedoch bereits mit erheblichen Wartezeiten verbunden ist. Der vor Ort stationierte Notarzt darf einen solchen Verlegungstransport nur in besonderen Ausnahmefällen durchführen, die ausführlich schriftlich begründet werden müssen. Die Zeitspannen wären in einem solchen Fall deutlich zu lange. Deshalb wird die Transportbegleitung durch einen Arzt des Kreiskrankenhauses Groß-Umstadt durchgeführt, obwohl diese Vorgehensweise nicht über das Budget finanziert ist.

 

2.                  Welche Möglichkeiten sieht der Kreisausschuss, in Zusammenarbeit mit der Stadt Darmstadt sowie den benachbarten Landkreisen, eine schrittweise schnellere Notversorgung von Patienten mit akutem Herzinfarkt zu erreichen mit dem Ziel, alle Notfälle aus einer Umgebung von 50 km entsprechend dem beiliegend beschriebenen  „Modell Hildesheim“ innerhalb von spätestens 90 Minuten zu behandeln?

 

Auf Vorschlag von Prof. Werner, Leiter des Institutes für Notfallmedizin und Direktor der I. Med. Klinik, Klinikum Darmstadt, wurde am 17.09.2007 beschlossen, im Rahmen des Qualitätsmanagements am „Modell Hildesheim“ teilzunehmen, um sich einen Überblick nicht nur über die wichtige Zeitspanne von Alarmierung bis Aufnahme in einem Herzkatheterlabor, sondern über den – für den Patienten entscheidenderen –  Zeitbedarf bis zur Gefäßöffnung zu verschaffen.

 

Erste aussagefähige Zahlen werden in ca. sieben bis acht Monaten erwartet.

 

Ansonsten wird wegen der hohen Anzahl von Herzkathetermessplätzen in unmittelbarer Nähe und wegen des hohen Ausbildungsstandes des eingesetzten Personals sowie der umfassenden Organisation im Landkreis derzeit kein Handlungsbedarf gesehen.

 

Für die Beantwortung der Anfrage sind Personalkosten in Höhe von 198,90 Euro entstanden.