Kreisbeigeordnete
Sprößler informiert über
den Bericht zur Alters- und Pflegeplanung des Landkreises Darmstadt-Dieburg.
Mit
dem Ziel, die Kommunen beim Auf- und Ausbau ihrer Alters- und Pflegeplanung zu
unterstützen, hatte das Land ein Förderprogramm aufgelegt, für das sich der
Landkreis Darmstadt-Dieburg in 2021 erfolgreich beworben hatte. Die
Fördermittel wurden für eine externe Beratung und Prozessbegleitung gewährt,
zudem sollte die Planung, so die Vorgaben des Förderaufrufes, partizipativ,
also unter Mitwirkung der relevanten Akteur*innen aus (Alten-)Pflege- und
Senior*innenarbeit im Landkreis Darmstadt-Dieburg, erfolgen.
Im
vorliegenden Bericht geht es im Wesentlichen darum, einen Gesamtüberblick zur
Situation und Bestand in den Bereichen Senior*innenarbeit und (Alten-)Pflege zu
liefern, und notwendige Entwicklungen anzustoßen. Dazu wurden schon bei der
Antragstellung, in Abstimmung mit der zuständigen Sozial- und
Jugenddezernentin, fünf zentrale Themenbereiche ausgewählt:
1.
Senioren*innenarbeit
/ Senior*innenvertretung, 2. Pflege,
3. Wohnen im Alter,
4. Alltagshilfen / Entlastungsangebote, 5. Demenzerkrankung
Sie
bildeten die Grundlage sowohl für die inhaltliche Strukturierung des
Planungsprozesses (fünf Themen-Workshops), als auch für die Gliederung des
Berichts bzw. der abschließenden Ergebnisdarstellung. Die partizipativ
erarbeiteten konkreten Aufgaben und Maßnahmenvorschläge adressieren dabei zum
einen den Landkreis Darmstadt-Dieburg, aber auch die kreisangehörigen Städte
und Gemeinden als wichtige Akteur*innen für die einzelnen Handlungsfelder.
Themenbereich 1:
Senior*innenarbeit/Senior*innenvertretung
Senior*innenarbeit:
Die
herausgearbeiteten Maßnahmenvorschläge sind äußerst vielfältig und
unterstreichen die zentrale Rolle der Kommunen für die Belange älterer Menschen
(bspw. Präventive Funktion beim Thema Alterseinsamkeit).
Wichtig
sind: Angebote zur Information, Beratung und Begleitung bei der Inanspruchnahme
von Hilfen und Diensten vor Ort sowie mehr Öffentlichkeitsarbeit für seniorenrelevante
Themen, Bildungsangebote, vor allem für digitale Teilhabe
Umsetzungsschritte
und Maßnahmen:
Im
Rahmen der Neustrukturierung der Netzwerkarbeit des Büros für Senioren soll
zusätzlich zu schon bestehenden Arbeitskreisen (AK Interkommunale Seniorenarbeit
für hauptamtlich Beschäftigte, Pflegekonferenzen für Akteur*innen aus der
Pflege) eine mindestens zweimal jährlich stattfindende „Seniorenkonferenz“ für
die Mitglieder von Seniorenbeiräten und Seniorenvertretungen eingerichtet
werden. Den Vorsitz bzw. die Sitzungsleitung sollen die beiden ehrenamtlichen
Seniorenbeauftragten des Landkreises übernehmen.
Themenbereich 2:
Pflegebedarf
Deutlich
werden Versorgungslücken in
etlichen Angebotssegmenten:
·
Im
ambulanten Bereich bei haushaltsnahen Dienstleistungen und Betreuungsdiensten,
sowie z.T. sogar bei Grund- und behandlungspflegerischen Leistungen von
ambulanten Pflegediensten (Anfragen müssen abgelehnt werden).
·
Im
stationären Bereich vor allem bei Kurzzeitpflege, aber z.T. auch bei
Dauerpflege, regional auch bei Tagespflegeangeboten. Angebote für spezielle
Zielgruppen fehlen vor allem im Bereich der sog. „Jungen Pflege“, also
stationär zu betreuende Pflegebedürftige unter 65 Jahren mit chronischen
Erkrankungen und Einschränkungen
·
Es
fehlen zudem spezielle stationäre Plätze für Menschen mit Demenz (auch mit
richterlichem Beschluss) sowie für besonders adipöse Menschen und ganz generell
pflegerische Angebote für psychisch kranke Menschen.
Umsetzungsschritte
und Maßnahmen:
·
Stärkere
inhaltliche Ausrichtung der Pflegekonferenzen auf Themen der Pflege (Defizite
in der Versorgungsstruktur, Pflegeausbildung, Fachkräftegewinnung u.a.).
·
Regelmäßiges
Monitoring der Pflegeinfrastruktur (Platzzahlen, Auslastung, Versorgungslücken
etc.)
Themenbereich 3:
Wohnen im Alter
Deutlich
wird ein hoher Bedarf an barrierefreien Wohnungen, an Angeboten des Betreuten
Wohnens sowie von Unterstützungsstrukturen für innovative Wohnformen
(gemeinschaftlich Wohnen, Smart Wohnen etc.).
Umsetzungsschritte
und Maßnahmen:
Der
Landkreis wird das Netzwerk „Runder Tisch Anders Wohnen“, das als Projekt im
Rahmen des Leader-Programms gegründet worden war, unter der Ägide des Teams der
Wohnbauförderung des Landkreises neu konstituieren. Die Zielsetzungen dabei
sind: Schaffung von mehr Transparenz/Übersicht bei barrierefreien Wohnungen im
Landkreis, Öffentlichkeitsarbeit zu Themen wie alternative Wohnprojekte und
Projekten des Smart Wohnens, engere Kooperation und Abstimmung mit den Städten
und Gemeinden, Wohnprojekten und Trägern.
Themenbereich 4:
Alltagshilfen und Entlastungsangebote
Offensichtlich
ist der große Bedarf bei Angeboten zur Unterstützung im Alltag nach § 45 a SGB
XI, insbesondere bei den Angebotssegmenten Betreuung und Hauswirtschaft. Die Regelungen der Pflegeunterstützungsverordnung
(PfluV) sind bislang nur bedingt geeignet, um einen flächendeckenden Ausbau
dieser Angebote voranzubringen (zu geringe Bezahlung, Hürden für Qualifikation
u.a.).
Im
Bereich der ehrenamtlichen (Nachbarschafts-)Diensten fehlt es an
Informationsangeboten und Schulungen. Hauptamtliche Begleitung und
Wertschätzung bleibt hier unverzichtbar.
Umsetzungsschritte
und Maßnahmen:
·
Einrichtung
von Möglichkeiten zum Informationsaustausch und Vernetzung für gewerbliche
Anbieter nach § 45a SGB XI (Arbeitskreis, Presse)
·
Für
den Ausbau ehrenamtlicher Dienste und Hilfen: Intensivierung der Kooperation von Senior*innenarbeit und
Freiwilligenagentur.
Themenbereich 5:
Demenzerkrankung
Im
stationären/teilstationären Pflegebereich fehlen spezielle Angebote für
Menschen mit Demenz (beschützte bzw. geschlossene Pflegestationen, spezielle
Tagespflegeangebote und kultursensible Pflegeangebote). Wünschenswert:
Gestaltung eines „demenzsensiblen Krankenhauses“.
Bei
Planung und Konzeptentwicklungen: Einbeziehung der Perspektive der Angehörigen
von Menschen mit Demenz. Dies besonders bei Angeboten im ambulanten Bereich
(Flexibilität bei der Angebotsstruktur wie etwa Betreuungsangebote auch abends,
nachts und am Wochenende). Notwendig
sind zudem mehr Gesprächskreise für Angehörige und mehr Besuchsdienste.
Die
weitere Entwicklung innovativer Ansätze im Bereich der gemeinwesenorientierten
Arbeit und Projekte ist unabdingbar wie auch der Ausbau des Netzwerkes Demenz
des Demenzservicezentrums beim Diakonischen Werk Darmstadt-Dieburg.
Umsetzungsschritte
und Maßnahmen:
·
Regelmäßiges
Monitoring der speziellen Angebote für Demenzerkrankte im Pflegebereich im
Rahmen der Pflegeplanung.
·
Kooperation
und weitere finanzielle Unterstützung des Projekts Demenzservicezentrum in
Trägerschaft des Diakonischen Werkes Darmstadt-Dieburg und des Vereins
DemenzForumDarmstadt.
·
Unterstützung
bei der Fortführung des von den Pflegekassen in Hessen geförderten Projektes
Demenznetzwerk gemäß § 45 c (9) SGB XI.