Anfrage der
Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen:
Nach wie vor wird Torf auch in kreiseigenen Kompostieranlagen (DaDi-Werk) zur Aufwertung von Pflanz- und Blumenerden beigemengt. Die Bezeichnung ‚torfreduziert‘ vermittelt, nachhaltige, klimaschonende Erden würden verwendet.
5 % der C02-Emissionen in Deutschland werden durch Trockenlegung der Hochmoore (auch durch Nutzung von Torf) verursacht. Nur durch Wiedervernässung der Hochmoore sowie deren Pflege ist CO2-Neutralität möglich, was ein wichtiger quantitativer und qualitativer Baustein im aktiven Klimaschutz ist. Torfabbau ist hier kontraproduktiv
Ein wichtiger Beitrag des Kreises zur Reduzierung der CO2-Emission wäre es, auf die Verwendung von Torf zu verzichten.
Mittlerweile existieren Alternativen zu Torfbeimischungen, die dem Bedürfnis nach Salzausgleich, PH-Anpassung sowie Wasserspeicherung der Erden gerecht werden können:
https://www.lbv.de/ratgeber/lebensraum-garten/gaertnern-ohne-torf/alternativen-zu-torf/
sowie beispielgebend: euflor.de, ein Torfwerk, das bis 2025 komplett auf Torf verzichten und seine Erden torffrei anbieten wird.
Daraus leitet sich grundsätzliche Machbarkeit ab.
Auch in der Kompostierungsanlage Darmstadt wird torffreie Gartenerde, „Palaterra“, angeboten.
https://ead.darmstadt.de/abfall-von-a-z/kompostierungsanlage/
Weitere Informationen:
"Kein Torf in den Topf | Umweltbundesamt":
https://www.umweltbundesamt.de/themen/kein-torf-in-den-topf
https://www.ble.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2021/210326_Pflanzerde.html
Daher fragen wir:
1. In welchen Produkten des DaDi-Werkes (und Vertragspartner) wird Torf beigemischt?
Eigene
Produkte:
-
Nur bei
der Herstellung von Blumenerde wird Torf beigemischt.
-
Andere
Veredelungsprodukte, wie Gartenerde, werden ohne Zugabe von Torf hergestellt.
Sackware
(von Dritten zugekaufte Handelsware):
-
Balkon-
und Kübelpflanzenerde (torfreduziert)
-
Blumenerde
(torfreduziert)
-
Rhododendronerde
(torfreduziert)
2. In welchen Mengen wird diesen Produkten Torf beigemischt?
Der
Blumenerde des Da-Di-Werkes werden ca. 50-55 Vol.-% Torf beigemischt. Die
empfohlene Menge für die jeweilige Chargen-Rezeptur ist abhängig vom Salzgehalt
im Kompost-Ausgangsmaterial. Dieser ist wesentlich für die
Pflanzenverträglichkeit.
Verkaufsmengen
Kompostprodukte aller Kompostierungsanlagen im Jahr 2020 (gerundet)
Frischkompost
(nur in die Landwirtschaft) 34.500 m³
Biogutkompost
1.900
m³
Grüngutkompost
750
m³
Gartenerde
5.500
m³
Blumenerde
500
m³
Summe: 43.150
m³
Bezogen auf
alle abgegebenen Kompostprodukte beträgt der Anteil von Torf rund 0,6 Vol.-%,
bezogen auf die verkauften Erden rund 4 Vol.-%.
3. Wurde bereits geprüft, ob torflose Gartenerde im DADI-Werk hergestellt werden kann?
Die Da-Di-Gartenerde
wird ohne Zugabe von Torf hergestellt. Lediglich der Blumenerde wird derzeit
Torf beigemischt. Die klassische Blumenerde bestand früher aus Torf, die vom
Da-Di-Werk erzeugte Blumenerde ist somit bereits „torfreduziert“.
Es besteht
seit vielen Jahren Nachfrage für den Bio- und Grüngutkompost. Auch die Veredelungsprodukte
wie Garten- und Blumenerde mit bewährten Rezepturen werden gut von den Kunden
angenommen. Gleichwohl informiert sich das Da-Di-Werk schon länger aktiv über
die Herstellung torfloser Blumenerde.
3.1. Wenn ja, warum wird aktuell keine torflose Erde produziert? Wo liegen eventuelle Probleme?
Originäre
Aufgabe der Kompostierungsanlagen ist die Verarbeitung der Bioabfälle und des
Grüngutes einhergehend mit dem Absatz der erzeugten Komposte. Diese gehen zu
einem großen Anteil direkt in die (regionale) Landwirtschaft (siehe oben).
Für das
ergänzende Angebot (torfloser) Erden durch das Da-Di-Werk entscheidend ist der
Einsatz von eigenem Kompost in diesen Veredelungsprodukten als alternativem
hochwertigen Absatzweg. Primäres Ziel dabei ist es, dass die erzeugten Blumenerden
die Qualitätsanforderungen für RAL-gütegesicherte Blumenerden erfüllen und
somit auch die Pflanzenverträglichkeit sichergestellt ist (RAL-GZ 250/3).
Der Torf muss
dabei durch eine geeignete Kombination möglicher Ersatz- und Zuschlagsstoffe
wie beispielsweise Holzfaser, Kokosfaser und Rindenhumus substituiert werden.
Das Erscheinungsbild der Blumenerde ändert sich durch die Änderung der Rezeptur
und die Nachfrage der Kunden lässt sich schwer abschätzen.
Erschwerend
für den Start in die wirtschaftliche Herstellung torffreier Blumenerde ist der
höhere Bezugspreis der Substitute verglichen mit Torf in Verbindung mit einem
aktuell berichteten Preisanstieg um weitere 10-15%, die sich im Verkaufspreis
niederschlagen werden.
3.2. Wie und in welchem Zeitraum könnten diese Probleme gelöst und auf torffreie Gartenerde umgestellt werden?
Seit dem Sommer 2021 wird die erstmalige Anmischung torffreier Blumenerde im ersten Halbjahr 2022 (Frühjahrssaison) geplant und vorbereitet. Diese soll zunächst zusätzlich zu den bestehenden Rezepturen angeboten werden. Wird die torffreie Blumenerde von den Kunden gut angenommen, sind weitere Anmischungen geplant, so dass mittelfristig die Herstellung und der Verkauf konventioneller torfhaltiger Blumenerde auslaufen könnte.
4. Welche Vertragsbindungen bestehen zum Vertragspartner PaulyGroup, der u.a. die Rezeptur für die Gartenerde des DaDi-Werks liefert?
Der
Geschäftsbereich HUMUS- UND ERDEN KONTOR
ist beauftragt mit der Beratung hinsichtlich der Herstellung (Rezepturen)
und Vermarktung von Erden, stellt Informationsmaterial zur Verfügung und führt
auf Anfrage Aktionstage auf den Kompostierungsanlagen durch.
Der
Geschäftsbereich PLANCO-TEC (Prüflabor)
ist beauftragt mit der Probenahme und Analytik im Rahmen der RAL-Gütesicherung
für Komposte und Gärprodukte der Bundesgütegemeinschaft Kompost e. V. (BGK).
5. Welche nachhaltige torflose Alternative hat das DaDi-Werk den Endverbraucher:innen anzubieten?
https://www.lbv.de/ratgeber/lebensraum-garten/gaertnern-ohne-torf/alternativen-zu-torf/
Nur die Blumenerde wird zurzeit unter Zusatz von Torf hergestellt und
angeboten. Eine torffreie Alternative ist in Planung (s.o.).
Je nach
Anwendungszweck eignen sich die folgenden torffreien Produkte, die das Da-Di-Werk
auf allen Kompostierungsanlagen produziert und durchgängig anbietet: Gartenerde,
Grün- und Biogutkompost sowie Frischkompost (ausschließlich für die
Landwirtschaft).
6. Wie wird den Abnehmer:innen der Erden der günstige Effekt torfloser Pflanzerden vermittelt?
Unter
anderem qualifizieren sich die Mitarbeitenden des Da-Di-Werkes hinsichtlich der
Herstellung und Vermarktung (Kommunikation) torffreier Erden beispielsweise auf
dem Forum „Torfersatz in Erden und Kultursubstraten- Status Quo,
pflanzenbauliche Anforderungen, Chancen, Risiken und Herausforderungen“ am
09.12.2021. Ob dieses Forum mit Blick auf die aktuelle Corona-Lage stattfindet,
ist zum heutigen Zeitpunkt jedoch fraglich. Ggf. erfolgt die Qualifizierung zu
einem späteren Zeitpunkt.
Weiteres Informationsmaterial
begleitet von Öffentlichkeitsarbeit ist ebenfalls in Planung.