Sitzung: 18.04.2005 Haupt- und Finanzausschuss
Beschluss: Kenntnis genommen
Landrat Alfred Jakoubek berichtet, dass er in Abstimmung mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern an den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Post World Net ein Schreiben zur "Zukunft der Versorgung mit Postdienstleistungen im Landkreis Darmstadt-Dieburg" mit folgendem Wortlaut gerichtet hat:
Sehr geehrter Herr Dr. Zumwinkel,
mit großem Einsatz und erheblichem finanziellen
Engagement werden seit vielen Jahren und Jahrzehnten gemeinsam große
Anstrengungen unternommen, um in den 23 Städten und Gemeinden des Landkreises
Darmstadt-Dieburg mit ihren zahlreichen Ortsteilen eine wohnungsnahe Versorgung
mit Leistungen der Daseinsvorsorge - zu denen auch die Postdienstleistungen
zählen - sicherzustellen. Dieser Versorgungssicherheit kommt eine herausragende
Bedeutung für die Lebensqualität, für den Erhalt von Arbeitsplätzen vor Ort,
für den Zusammenhalt der örtlichen Gemeinschaften und nicht zuletzt für die
Chancengleichheit der ländlichen Räume zu.
Einmal mehr werden diese Aktivitäten durch die Deutsche
Post, die ihr Angebot für ihre Kundinnen und Kunden weiter einschränkt, massiv
konterkariert. Ohne jeglichen Blick für die Menschen bzw. die konkrete
Situation und ohne jedwede vorherige Abstimmung mit den Akteuren vor Ort werden
alleine sieben Postagenturen bis zur Jahresmitte 2005 im Landkreis
Darmstadt-Dieburg aufgelöst; zudem steht zu befürchten, dass noch im ersten
Halbjahr 2005 von der Deutschen Post weitere Agenturverträge gekündigt werden.
Über den regionalen Politikbeauftragten
haben wir hierzu um ein Gespräch mit Verantwortlichen der Deutschen Post
gebeten; dies wurde abgelehnt.
Nach diesen Erfahrungen müssen wir die von Ihnen in der
aktuellen Ausgabe Ihres Mediendienstes "Themen" getroffenen Aussagen
zum Selbstverständnis der Deutschen Post deutlich in Frage stellen. Hier reden
Sie von der traditionell flächendeckenden Präsenz der Deutschen Post,
unbegründeten Befürchtungen, dass der Service eingeschränkt werden könnte,
sowie davon, dass die Privatkunden von den globalen Aktivitäten der Deutschen
Post profitieren werden. Die Ausdünnung des Agenturnetzes im Landkreis
Darmstadt-Dieburg belegt hier jedoch das genaue Gegenteil. Auch das oftmals
angeführte Argument der mangelnden Wirtschaftlichkeit der von der Schließung
betroffenen Postagenturen erscheint wenig stichhaltig.
Sehr geehrter Herr Dr. Zumwinkel, ich appelliere an Sie -
auch im Namen der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Landkreis
Darmstadt-Dieburg -, sich an Ihren eigenen Worten messen zu lassen, die
Entscheidungen zur Schließung von Postagenturen
zu revidieren und mit uns in einen offenen Dialog über die Zukunft der
Versorgung mit Postdienstleistungen durch die Deutsche Post im Landkreis
Darmstadt-Dieburg einzutreten. Hierzu fordere ich Sie auf, uns einen
Verantwortlichen mit Entscheidungsbefugnis bezüglich des Postagenturnetzes im
Landkreis Darmstadt-Dieburg zu benennen, der zu einem zeitnahen Gespräch zur
Verfügung steht.
Dies insbesondere auch im
Hinblick darauf, dass im Stadtteil Hergershausen der Stadt Babenhausen mit
1.980 Einwohnern und einem Neubaugebiet für 400 neue Einwohner der
Agenturvertrag mit der Begründung gekündigt wurde, dass die
2.000-Einwohner-Schwelle unterschritten sei. Ein Beispiel, das der
Öffentlichkeit auf besonders eklatante Weise die kundenferne und unflexible
Geschäftspolitik der Deutschen Post vor Augen hält.
Mit freundlichen Grüßen
gez. Alfred Jakoubek
Landrat