Beschluss: Kenntnis genommen

Landrat Alfred Jakoubek berichtet, dass er in Abstimmung mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern an den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Post World Net ein Schreiben zur "Zukunft der Versorgung mit Postdienstleistungen im Landkreis Darmstadt-Dieburg" mit folgendem Wortlaut gerichtet hat:

 

 

Sehr geehrter Herr Dr. Zumwinkel,

 

mit großem Einsatz und erheblichem finanziellen Engagement werden seit vielen Jahren und Jahrzehnten gemeinsam große Anstrengungen unternommen, um in den 23 Städten und Gemeinden des Landkreises Darmstadt-Dieburg mit ihren zahlreichen Ortsteilen eine wohnungsnahe Versorgung mit Leistungen der Daseinsvorsorge - zu denen auch die Postdienstleistungen zählen - sicherzustellen. Dieser Versorgungssicherheit kommt eine herausragende Bedeutung für die Lebensqualität, für den Erhalt von Arbeitsplätzen vor Ort, für den Zusammenhalt der örtlichen Gemeinschaften und nicht zuletzt für die Chancengleichheit der ländlichen Räume zu.

 

Einmal mehr werden diese Aktivitäten durch die Deutsche Post, die ihr Angebot für ihre Kundinnen und Kunden weiter einschränkt, massiv konterkariert. Ohne jeglichen Blick für die Menschen bzw. die konkrete Situation und ohne jedwede vorherige Abstimmung mit den Akteuren vor Ort werden alleine sieben Postagenturen bis zur Jahresmitte 2005 im Landkreis Darmstadt-Dieburg aufgelöst; zudem steht zu befürchten, dass noch im ersten Halbjahr 2005 von der Deutschen Post weitere Agenturverträge gekündigt werden. Über den regionalen Politikbeauftragten  haben wir hierzu um ein Gespräch mit Verantwortlichen der Deutschen Post gebeten; dies wurde abgelehnt.

 

Nach diesen Erfahrungen müssen wir die von Ihnen in der aktuellen Ausgabe Ihres Mediendienstes "Themen" getroffenen Aussagen zum Selbstverständnis der Deutschen Post deutlich in Frage stellen. Hier reden Sie von der traditionell flächendeckenden Präsenz der Deutschen Post, unbegründeten Befürchtungen, dass der Service eingeschränkt werden könnte, sowie davon, dass die Privatkunden von den globalen Aktivitäten der Deutschen Post profitieren werden. Die Ausdünnung des Agenturnetzes im Landkreis Darmstadt-Dieburg belegt hier jedoch das genaue Gegenteil. Auch das oftmals angeführte Argument der mangelnden Wirtschaftlichkeit der von der Schließung betroffenen Postagenturen erscheint wenig stichhaltig.

 

Sehr geehrter Herr Dr. Zumwinkel, ich appelliere an Sie - auch im Namen der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Landkreis Darmstadt-Dieburg -, sich an Ihren eigenen Worten messen zu lassen, die Entscheidungen zur Schließung von Postagenturen  zu revidieren und mit uns in einen offenen Dialog über die Zukunft der Versorgung mit Postdienstleistungen durch die Deutsche Post im Landkreis Darmstadt-Dieburg einzutreten. Hierzu fordere ich Sie auf, uns einen Verantwortlichen mit Entscheidungsbefugnis bezüglich des Postagenturnetzes im Landkreis Darmstadt-Dieburg zu benennen, der zu einem zeitnahen Gespräch zur Verfügung steht.

 

Dies insbesondere auch im Hinblick darauf, dass im Stadtteil Hergershausen der Stadt Babenhausen mit 1.980 Einwohnern und einem Neubaugebiet für 400 neue Einwohner der Agenturvertrag mit der Begründung gekündigt wurde, dass die 2.000-Einwohner-Schwelle unterschritten sei. Ein Beispiel, das der Öffentlichkeit auf besonders eklatante Weise die kundenferne und unflexible Geschäftspolitik der Deutschen Post vor Augen hält.  

 

Mit freundlichen Grüßen

 

gez. Alfred Jakoubek

Landrat