Anfrage der Fraktion der CDU:
Am 26.11.2016 konnte aus dem Darmstädter Echo entnommen werden, dass die Arbeitsvermittlung des Landkreises Darmstadt-Dieburg neue Wege geht indem Kompetenzen und Potenziale von Arbeitssuchenden mittels „ABC-Methode“ festgestellt werden. Es handelt sich offensichtlich um ein neues computergestütztes Verfahren, das mehrsprachig zur Verfügung steht und persönliche Möglich- und Fähigkeiten von Arbeitssuchenden erforscht. In einem persönlichen Gespräch mit dem Fallmanager solle sodann die Vermittlungschancen erhöht und ein Beitrag zur weiteren Integration geleistet werden.
Dass weder der Kreistag noch wenigstens die Fraktionen auf diese Neuerung der Verwaltung hingewiesen werden, ist leider geübte Praxis des Landkreises, so dass den Parlamentariern die Möglichkeit genommen wird, auf diese Methode in den Kommunen hinzuweisen und diese außen zu vertreten.
Hieraus ergeben sich folgende Fragen:
1.
Werden derartige Maßnahmen im Kreisausschuss
abgesprochen?
Die Maßnahme
„ABC-Methode“ wurde auf der Grundlage von § 16 Abs. 1 SGB II i.V. mit § 45 SGB
III in der Zeit vom 01.06.2016 bis 20.06.2016 über die Zentrale
Auftragsvergabestelle (ZAvS) der Kreisverwaltung öffentlich ausgeschrieben. Die
Wertung erfolgte im zuständigen Fachbereich 520. Aufgrund des Auftragswertes von
90.051 € für den Maßnahmedurchführungszeitraum 01.10.2016 bis 30.09.2017
entscheidet über die Erteilung des Zuschlages nach Abs. 12.1 der
„Dienstanweisung zur Ausschreibung und Vergabe von Lieferungen und Leistungen
und Bauleistungen des Landkreises Darmstadt-Dieburg“ vom 26.02.2015 die
zuständige Dezernentin. Eine Absprache mit dem Kreisausschuss hierzu war nicht
erforderlich.
2.
Wird der Kreisausschuss über derartige Maßnahmen im
Vorfeld wenigstens nur informiert?
Die
Arbeitsmarktdienstleistungen der Kreisagentur für Beschäftigung werden
entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen grundsätzlich nach Vergaberecht
beschafft und öffentlich ausgeschrieben. Der Kreisausschuss entscheidet analog
der „Dienstanweisung zur Ausschreibung und Vergabe von Lieferungen und
Leistungen und Bauleistungen des Landkreises Darmstadt-Dieburg“ vom 26.02.2015
ab einem Auftragswert von über 100.000 € netto.
3. Es
wird darum gebeten, die Inhalte dieser Methode genauer zu erläutern?
Im Rahmen der
ABC-Messung, die Mithilfe eines DV-gestützten Verfahrens erfolgt, werden
persönliche Kompetenzen, Interessen und Entwicklungspotenziale ermittelt. Der
Fragenkatalog umfasst dabei zunächst 200 Statements zu Berufs- und
Alltagssituationen, bei denen die zu messende Person Aussagen treffen muss, ob
dieses Statement auf Sie oder ihn zutrifft oder nicht und wenn ja bzw. nein, zu
welchem prozentualen Anteil. In einem zweiten Teil, der aus weiteren 40
Fragstellungen besteht, werden Angaben zu beruflichen Neigungen und
Interessenslagen erfasst, also ob die Person bspw. Bürotätigkeiten, Arbeiten in
der Natur oder mit Tieren usw. bevorzugt. Vorgenannter Fragenkatalog steht
dabei neben Deutsch gegenwärtig in den Sprachen Englisch, Französisch,
Spanisch, Türkisch, Russisch und Niederländisch zur Verfügung.
Letztlich erhalten die Fallmanager aufgrund dieser objektiven Aussagen,
Angaben zu Attitudes
(Einstellung), Balances (Gleichgewicht) und Competences (Kompetenzen),
die in einem sog. Messbericht dargestellt und in einem anschließenden persönlichen
Gespräch der gemessenen Person unter Aushändigung dieses Berichtes durch den
hierfür speziell ausgebildeten und zertifizierten ABC-Coach, der in der Regel
auch der Fallmanager ist, erläutert
werden.
4.
Seit wann wird diese Methode genau praktiziert und
welche Erfolge konnten bisher festgestellt werden?
Die ABC-Methode
ist ein wissenschaftlich fundiertes Instrument, das in den Niederlanden
entwickelt und dort seit mehr als 20 Jahren in der Vermittlung von Menschen
erfolgreich eingesetzt wird. Seit 2008 wird dieses Instrument auch bei
zahlreichen Jobcentern in Deutschland eingesetzt.
Die Kreisagentur für Beschäftigung setzt die ABC-Methode seit dem 11.10.2016
ein. Für die Anwendung der ABC-Methode wurden im Vorfeld 22 Fallmanagerinnen
und Fallmanager geschult und zertifiziert.
Aufgrund der erst kurzen Durchführungsdauer liegen noch keine validen
Integrationsstatistiken vor. Bei den bisher gemessenen Personen liegen erste
Integrationserfolge, sowie bisher nicht bekannte Erkenntnisse über deren
Einstellung und Motivation vor.
5.
Welchen Nutzen hat diese Methode genau im Hinblick
darauf, dass die Fallmanager des Landkreises ohnehin in Bezug auf die
Arbeitsvermittlung hinreichend geschult werden?
Die ABC-Methode
ergänzt die Gesprächs- und Beratungskompetenz des Fallmanagements. Die
Messergebnisse liefern vertiefte Ansätze für Beratungsgespräche insbesondere im
Hinblick auf vorhandene Hemmnisse im Integrationsprozess.
6.
Welche Kosten verursachte die Anschaffung des neuen
computer-Programms?
s. Frage 1
7. Entstehen zusätzliche laufende Kosten (Updates, Schulungen etc.)
Im
Maßnahmepreis sind die Schulungen für Mitarbeiter und erforderliche Updates
enthalten.