Anfrage der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen:
Die zunehmende Anzahl von demenzkranken alten Menschen stellt immer höhere Erwartungen an Beratungs- und Unterstützungsleistungen. In Darmstadt hat sich z.B der Verein Demenzforum darauf spezialisiert, die Kranken und ihre Angehörigen mit Beratung, niederschwelligen Angeboten und Austausch zwischen Fachleuten zu unterstützen.
- Gibt es im Landkreis – über die allgemeine Seniorenarbeit hinaus – eine spezielle Beratung für Demenzkranke und ihre Angehörigen? Wie wird diese in Anspruch genommen?
Im Landkreis Darmstadt-Dieburg wird die Beratung von
Demenzkranken und ihren Angehörigen von der Koordinierungs- und Beratungsstelle
einschließlich der Beratungsstelle „Nördliche Bergstraße“ im Kreiskrankenhaus
Jugenheim wahrgenommen. Eine Ausgliederung spezieller Beratungsfelder an andere
Stellen oder Träger oder auch eine weitere Spezialisierung des
Beratungsangebotes steht dem ganzheitlichen Ansatz aus dem Konzept für den
Koordinierungs- und Beratungsverbund entgegen. Eine zusätzliche Schnittstellen-
bzw. Abstimmungsproblematik wäre die Folge.
Die
Beratung Demenzkranker beruht vor allem auch auf dem Verfahren zur Feststellung
von Personen mit erheblich eingeschränkter Alltagskompetenz vom 22.03.2002 –
genehmigt vom Bundesgesundheitsministerium vom 01.08.2002.
Durch die
Einzelfalldokumentation wird belegt, dass in ca. einem Drittel der
Beratungsfälle Demenz und Einschränkung der Alltagskompetenz eine große Rolle
spielen.
- Gibt es niederschwellige Gesprächs- und Betreuungsangebote für Demenzkranke und ihre Angehörigen im Kreis, wenn ja welche und wo?
Im Landkreis Darmstadt-Dieburg gibt es zur Zeit in
Pfungstadt, Münster, Groß-Umstadt und Reinheim Gesprächskreise für pflegende
Angehörige. Das Thema Demenz wird dort orientiert nach den Bedürfnissen und der
Struktur der Teilnehmergruppe ausführlich behandelt.
Ein Entlastungsangebot für pflegende Angehörige ist
darüber hinaus das Projekt „Urlaub von der Pflege“. Mit dieser Maßnahme wird
pflegenden Angehörigen eine Woche „Kur-Urlaub“ in einer Klinik ermöglicht, die
speziell für die Probleme pflegender Angehöriger, insbesondere von Angehörigen
Demenzkranker, ein Konzept entwickelt hat. Das Thema Demenz spielt in diesem
Rahmen eine immer wichtigere Rolle. Im Rahmen einer Kooperationspartnerschaft
beteiligt sich erstmals in diesem Jahr auch die Stadt Darmstadt am Projekt des
Landkreises Darmstadt-Dieburg.
Gesprächskreise speziell für Angehörige von
Demenzkranken gibt es in Griesheim („Haus Waldeck“) und für die Region
„Nördliche Bergstraße“ in Alsbach-Hähnlein. Der Letztere wird von der „AG
Demenz Nördliche Bergstraße“ (Dekanat Bergstraße / Diakoniestation Nördliche
Bergstraße) angeboten. Diese AG ist eine interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaft
von Professionellen und Ehrenamtlichen, die sich zum Ziel gesetzt haben, die Lebenssituation
von Demenzkranken und ihren Angehörigen durch Gesprächs- und Betreuungsangebote
im Einzugsbereich zu verbessern.
Ein vom Landkreis Darmstadt-Dieburg anerkanntes
niedrigschwelliges Angebot gemäß § 45 c SGB XI gibt es seit Mai 2004 in Groß-Umstadt
(Projekt „Lichtblick“). Dort werden 6 – 8 Demenzkranke an zwei Nachmittagen pro
Woche für jeweils drei Stunden betreut. Träger ist die Ev. Sozialstation
Groß-Umstadt – Otzberg. Ein weiteres niedrigschwelliges Betreuungsangebot ist
von der „AG Demenz Nördliche Bergstraße“ in Seeheim-Jugenheim geplant. Die
Eröffnung ist gegen Jahresende vorgesehen.
- Gibt es im Kreis Informations- und Weiterbildungsangebote über Demenzerkrankungen und den Umgang damit?
Im Rahmen einer Kooperation mit dem Büro f. SENIOREN,
Sozialplanung bietet die KVHS einmal jährlich einen Qualifizierungskurs für
ehrenamtliche „SeniorenbegleiterInnen“ an. Der Kurs beinhaltet, neben anderen
pflege- und betreuungsrelevanten Themen, mindestens 20 Unterrichtsstunden zum
Thema Demenzerkrankungen, so dass die ehrenamtlichen SeniorenbegleiterInnen
nach ihrem Abschluss auch als ehrenamtliche Helferinnen und Helfer in
niedrigschwelligen Betreuungsangeboten nach §45c SGB XI tätig werden können
(vgl. Empfehlungen der Spitzenverbände der Pflegekassen und des Verbandes der
privaten Krankenversicherung e. V. zur Förderung von niedrigschwelligen
Betreuungsangeboten vom 24.07.2002).
Ebenfalls
als Kooperationsveranstaltung zwischen dem Büro f. SENIOREN, Sozialplanung und
der KVHS wird im November dieses Jahres eine Diplompsychologin zum Thema „Der
personenzentrierte Ansatz im Umgang mit Demenzkranken“ in Ober-Ramstadt
referieren. Ein thematisch ähnlicher Vortrag fand im Rahmen der Seniorenwoche
2004 statt.
- Gibt es eine Zusammenarbeit mit Darmstadt und Nachbarkreisen bezüglich der Versorgung Demenzkranker und der Unterstützung ihrer Familien? Wenn ja, welche Schwerpunkte setzt diese?
Im
Rahmen der Tagungen der hessischen Altenhilfeplaner, an denen der Landkreis
Darmstadt-Dieburg über das Büro für SENIOREN, Sozialplanung beteiligt ist, gibt
es einen intensiven Informationsaustausch über die Umsetzung des
Pflegeleistungsergänzungsgesetzes (§§ 45 ff. SGB XI). Mit den Altenhilfeplanern
der Nachbarlandkreise und der Stadt Darmstadt („Region Starkenburg“) werden
darüber hinaus regelmäßig Gespräche über die Installation von
niedrigschwelligen Betreuungsangeboten und Informationsveranstaltungen zum
Thema Demenz geführt.
Raum für weitere Initiativen, z. B. auch solche des
Vereins DemenzForum, im Landkreis Darmstadt-Dieburg gibt des aufgrund der
demografischen Entwicklung genügend. Bedarf besteht vor allem bei den
niedrigschwelligen Betreuungsangeboten gemäß § 45 c SGB XI. Denkbar wäre auch
die Einrichtung von sogenannten Betreuten Wohngemeinschaften und vor allen
Dingen auch die Umwidmung von klassischen stationären Pflegeplätzen zu
sogenannten „Familienähnlichen Hausgemeinschaften“ oder aber auch die Schaffung
von Angeboten auf dem weiten Feld des Betreuten Wohnens / Servicewohnens nach
Teil VIII des Altenhilfeplanes des Landkreises Darmstadt-Dieburg.
Aufgrund
der angespannten Finanzsituation des Landkreises ist weder eine konkrete noch
die allgemeine Projektförderung bzw. Investitionsförderung ins Auge zu fassen.
Zur Weiterentwicklung der Versorgungsstrukturen
und Versorgungskonzepte insbesondere für demenzkranke Pflegebedürftige fördern
die Spitzenverbände der Pflegekassen im Wege der Anteilsfinanzierung aus
Mitteln des Ausgleichsfonds mit 10 Mio Euro jährlich den Aus- und Aufbau von
niedrigschwelligen Betreuungsangeboten sowie Modellvorhaben zur Erprobung neuer
Versorgungskonzepte und Versorgungsstrukturen. Diese jährlich 10 Mio Euro
sollen eine Förderung durch das jeweilige Bundesland ergänzen. Die
entsprechenden Initiativen der Kreisverwaltung wegen der Bereitstellung von
Landesmitteln sind bislang von den zuständigen Stellen der Landesregierung
abschlägig beschieden worden.
Für die
Beantwortung der Anfrage sind Kosten in Höhe von 223,70 Euro entstanden.